Wusstet ihr, dass man, um beispielsweise nach Bethlehem zu gelangen, einen offiziellen Grenzübergang durchlaufen muss?
Da Bethlehem in der Westbank liegt, die von der Palästinensischen Autonomiebehörde regiert wird und welche durch eine Mauer von Israel abgetrennt ist, müsst ihr für den Grenzübergang unbedingt euren Reisepass und eure kleine, blaue Visa-Karte (die ihr bei Einreise am Flughafen erhalten habt) dabei haben!
Außerdem sind die normalen Israelischen Mietwagen nur für Israel und nicht die Westbank versichert! Es gibt wohl spezielle Mietwagenfirmen in Ost-Jerusalem, die auch Mietwagen mit einer Versicherung dieser Gebiete anbietet, aber dazu habe ich keine Erfahrung... ich persönlich bin bisher gut mit dem Taxi oder geführten Touren zurecht gekommen.
Wenn ihr zum ersten Mal eine der Städte in der Westbank seid, dann empfehle ich euch definitiv einer Reisegruppe anzuschließen. Als ich das aller erste Mal nach Bethlehem gefahren bin, haben wir ebenfalls eine Tour gebucht und das war die absolut richtige Entscheidung... an dem Morgen unserer Tour hatte sich ein amerikanischer Staatschef für einen Besuch der besetzten Gebiete angekündigt, woraufhin es große Demonstrationen in Bethlehem gab und alle Geschäfte/Restaurants geschlossen haben. Unser Tourguide war bestens über die Standorte der Demonstrationen informiert und konnte uns dadurch trotzdem alle wichtigen Sehenswürdigkeiten zeigen, ohne dass wir mitten in diese Demonstrationen rein geraten sind. Da alle Restaurants geschlossen waren, hat er uns sogar zum Mittagessen mit zu seiner Familie (und seiner im 9. Monat schwangeren Frau) nach Hause genommen!
Ihr seht... ihr solltet einen Besuch der besetzten Gebiete nicht ganz auf die leichte Schulter nehmen, da man den Konflikt dort deutlichere spürt, als in der Bubble in Tel Aviv, und sich die Situation und Sicherheitslage dort schnell verändern kann.
Ein Tourguide kann euch zudem auch nähere Informationen zu dem komplexen Konflikt. Achtet hierbei darauf, dass ihr eine Organisation wählt, die damit wirbt, den Konflikt aus zwei Perspektiven zu zeigen. Ich kann euch beispielsweise die Touren von "Abraham Tours" empfehlen:
https://www.abrahamtours.com/theme/west-bank-tours/
Mir persönlich fällt es wirklich schwer, eine Meinung über den Konflikt und die Mauer zu bilden, aber trotzdem möchte ich euch auf meiner Seite nicht nur von den simplen und konfliktfreien Sehenswürdigkeiten berichten... Es ist super wichtig, den Konflikt aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten, denn sicherlich gibt es niemanden, der alles richtig macht bzw. die eine richtige Sichtweise. Daher habe ich euch hier einige Buchempfehlungen, die sich mit dem Konflikt befassen, verlinkt! So, und nun geht es los mit meinen Reisetipps....
Welche Städte und Orte liegen beispielsweise in den besetzen Gebieten?
Um nach Bethlehem zu gelangen, fahre ich immer "Rachel's tomb crossing" an. Dieser Grenzübergang liegt sehr nah an Jerusalem und ihr findet eine Menge an kostenlosen Parkplätzen. Achtung: Es gibt einige Männer, die sich als "Parkplatz-Besitzer" ausgeben und für die Parkplatz-Nutzung abkassieren wollen. Leider ist dies reine Abzocke... sucht euch in dem Fall besser einen anderen, kostenfreien Parkplatz, um Diskussionen aus dem Weg zu gehen.
Direkt nach Überquerung des Checkpoints warten unzählige Taxen und aus meiner Erfahrung werden sich die Taxifahrer auf euch stürzen... lasst euch auch hier nicht übers Ohr ziehen. Der Preis für eine einfache Fahrt zu der Grabeskirche sollte nicht höher sein als 40 ILS. Vermutlich wird euch der Taxifahrer anbieten, auf euch zu warten und euch noch weitere Orte zu zeigen... grundsätzlich kann ich euch nicht empfehlen, den Taxifahrer warten zu lassen - nehmt euch alle Zeit der Welt an der Grabeskirche. Falls ihr vorhabt weitere Orte in der Westbank zu besuchen (wie z. B. Mar Saba Monastery) und ihr findet gleich nach dem Grenzübergang einen unaufdringlichen Taxifahrer, macht es ggf. schon Sinn, einen Festpreis auszuhandeln. Nähere Informationen dazu findet ihr hier.
Für den Besuch der Grabeskirche habe ich direkt einen Geheimtipp für euch: Um 12:00 Uhr Mittags findet in der St. Catherine Kirche ein Gottesdienst statt, der in der Geburtsgrotte endet. Seid sicherheitshalber spätestens um 11:45 Uhr da und wartet direkt an der Holztüre, da aufgrund des Platzmangels in der Geburtsgrotte nur eine ganz kleine Anzahl von Menschen herein gelassen wird. Außerdem solltet ihr euch in der Kirche soweit wie möglich nach vorne setzen, um eine Kerze zu erhalten. NUR mit dieser Kerze, werdet ihr später in die Geburtsgrotte herein gelassen. Als normaler Besucher kommt ihr zwar auch in die Geburtsgrotte herein, aber dafür muss man meistens stundenlang anstehen und verpasst zudem die außergewöhnliche und einmalige Atmosphäre des Gebetes und der Zeremonie des Gottesdienstes. Außerdem gelangt ihr nur während dieses Gottesdienstes in eine zweite Grotte "St. Jerome's Cave", in der die Bibel in das Lateinische übersetzt wurde.
Ein paar weitere Informationen zur Grabeskirche selber: Achtet beim Eingang auf die Struktur des Gebäudes, denn der Eingang wurde zwei Mal sichtlich in seiner Größe reduziert. In der Kirche selber findet ihr auf dem Boden Mosaiks aus dem 4. Jahrhundert und an den Wänden weitere Mosaiks aus dem 12. Jahrhundert, die die traditionelle Geschichte von Jesus Christ erzählen. In der Geburtsgrotte selber ist der überlieferte Ort von Jesus Geburt mit einem silbernen Stern auf dem Boden gekennzeichnet. Dieser Stern trägt die Worte "Hic de Virgine Maria Jesus Christus natus est", was so viel bedeutete wie "Hier wurde Jesus Christus von der Jungfrau Maria geboren". Fern von dem üblichen Weihnachtskarten-Bild handelt es sich bei der Geburtsgrotte um eine Steingrotte und nicht um einen Stall - das hat mich wirklich überrascht!
Im Anschluss an den Besuch der Kirche kann ich euch empfehlen, noch ein bisschen durch die Stadt zu schlendern. Dabei kommt ihr beispielsweise an der Moschee von Omar oder der syrisch Orthodoxen "Virgin Mary's Church" vorbei. Der arabische Markt ist Freitags (am muslimischen Ruhetag) geschlossen und ansonsten an allen Tagen geöffnet.
Sicherlich habt ihr dann auch so langsam Hunger - meine Empfehlung für euren Mittagsimbiss ist das Restaurant "Afteem"!
Falls euch eine kleine Kaffeepause ausreicht, dann kann ich euch ein Segafredo Café mit einem großartigen Blick über Bethlehem empfehlen. Dieses liegt auf der Hauptstraße neben der Grabeskirche. Zudem sind auch hier die Preise wirklich gut, wir haben 31 ILS für 2 Tee, 1 heiße Schokolade und 1 Kaffee bezahlt). In diesem Segafredo Café findet ihr auf der Terrasse das Auto, mit dem Paps Francis während seines Bethlehem-Besuches 2014 gefahren ist. Die genaue Geschichte dazu ist dort ausgeschildert und lesenswert.
Vom Stadtzentrum Bethlehems aus haben wir wieder ein Taxi (für 40 ILS) zu dem berühmten "Walled Off Hotel" genommen, welches in fußläufiger Entfernung zum "Rachel's Tomb crossing" liegt und auf jeden Fall einen Besuch wert ist! Das Walled Off Hotel ist jeden Tag von 11:00 Uhr bis 23:00 Uhr geöffnet. Aber warum ist das Walled Off Hotel so berühmt? Der Gründer ist nicht irgendwer, sondern Banksy - ein weltberühmter Straßenkünstler, der in der ganzen Welt seine Graffitis hinterlässt und bis heute anonym ist. Teil des Hotels ist auch eine Gallerie (kostenloser Eintritt), sowie ein Museum, das über den Israelisch-Palästinensischen Konflikt informiert (15 ILS Eintritt).
Da das Hotel direkt auf die Mauer blickt, kann man im Anschluss daran noch etwas entlang der Mauer laufen und meiner Meinung nach werdet ihr euch spätestens dann näher mit dem Konflikt und den verschiedenen Sichtweisen auseinander setzen wollen.
Da das Walled Off Hotel nur 500 Meter vom Checkpoint entfernt ist, könnt ihr ganz einfach zurück laufen. Dieses Mal werden euch beim Grenzübergang eine Gepäck- und Reisepass-Kontrolle erwarten.
Wie schon kurz im Abschnitt Bethlehem erwähnt, haben wir für den Besuch von Bethlehem und der Mar Saba Monastery einen Festpreis mit unserem Taxifahrer ausgehandelt - wendet euch hierfür am besten an den unaufdringlichsten Taxifahrer. Wir haben für die folgende Strecke
Checkpoint > Grabeskirche > Mar Saba Monastery > Shepherd's Field > Walled Off Hotel
170 ILS gezahlt und unserem Taxifahrer 30 ILS Trinkgeld gegeben, da er sich wirklich nie beschwert hat auf uns zu warten. Als er uns an der Grabeskirche rausgelassen hat, haben wir einen neuen Treffpunkt für in 3 Stunden vereinbart und hat er uns seine Handynummer gegeben, damit wir uns absprechen können, falls einem von uns etwas dazwischen kommt. An der Mar Saba Monastery hat er eine ganze Stunde auf uns gewartet, damit wir auf die andere Seite des Tals klettern konnten. Und bezahlt haben wir übrigens erst am letzten Stop unserer Tour.
Mar Saba ist ein griechisch-orthodoxes Kloster mit Blick auf das Kidrontal, das im Jahr 483 gegründet wurde. Während seiner Blütezeit war das Kloster die Heimat von mehr als 300 Mönchen. Frauen dürfen das Hauptgelände nicht betreten, aber ein "Frauenturm" ist bis 14:00 Uhr geöffnet. Das Kloster ist Mittwochs und Freitags (an den Fastentagen der Woche) für Besucher geschlossen.
Um die perfekte Aussicht auf Mar Saba zu haben, mussten wir durch die Schlucht wandern. Folgt hierfür einfach den Treppen. Insgesamt müsst ihr für die Wanderung 60-120 Minuten einplanen.
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